Ayahuasca-Ritual bei Walpurga & Wolfgang Mike Zellinger, 15.08. – 18.08.2018
15.08.2018 – Reinigung mit dem Mapacho-Gebräu
Einnahme von Mapacho mit den erwarteten Auswirkungen…
16.08.2018 – Ayahuasca-Ritual (20:00h)
Das Ayahuasca-Gebräu wird gemeinsam (Isabelle, Marcel, Adrian und ich) bei einsetzender Dunkelheit in einer Zeremonie eingenommen. Jeder bekommt seine von Mike individuell bestimmte Menge.
Danach nimmt jeder im Raum seinen Platz ein, die entsprechende Musik wird aufgelegt und Walpurga und Mike begleiten die folgenden Stunden. Jeder von uns ist mit einem Kübel, Tüchern, einem Tuch zum Abdecken der Augen und einer Wasserflasche ausgerüstet. Nach einer Stunde wird – für jeden der möchte – Gebräu nachgereicht. Die ersten Auswirkungen bemerke ich an meiner Wirbelsäule. Diese wird in meinen Gedanken wie eine Gummischlange durchgeschüttelt und dann in den Rippenbogen verschoben. Dann erscheint eine große Jaguar-Puppe, frisst mich auf und lässt mich am anderen Ende wieder raus. Daraufhin bitte ich den Pflanzengeist mit mir zu machen, was nötig ist – aber so sanft wie möglich.
Nach insgesamt drei Stunden setzt bei mir die Wirkung merkbarer ein. Mein Krafttier – welches ich am Nachmittag im Rahmen einer schamanischen Reise gefunden habe – ist der Affe namens Lars und bereits bei mir. Zuvor sind schemenhafte Muster aufgetaucht die aber für mich undefinierbar geblieben sind. Nun – die Musik ist schon zu Ende und die anderen haben sich bereits vor einiger Zeit übergeben – sehe ich die Muster klarer und mir wird bewusst, dass ich mich unter einem halbkugelförmigen Firmament aus einem Jaguarfell befinde. Es ist eine mondhelle Nacht über dem dunklen Urwald. Links über mir befinden sich zwei sehr große Augen, die aus glänzenden Edelsteinen bestehen. Nach einiger Zeit tritt aus dem Firmament/Fell der Kopf des Jaguars hervor und blickt nach weiter links unten. In diesem Moment tritt an jener Stelle der Kopf eines wolfsähnlichen Wesens hervor und erinnert an eine Bestie. Ich winkle meine Beine ab um diese von dort wegzukommen. Das Wesen dringt plötzlich von vorne, reißt meinen Bauch auf und beginnt in meinem Leib zu fressen. Dabei wird das Wesen immer dunkler und entstellter währender der Jaguar zufrieden zusieht. Ich frage meinen Affen, ob ich auch noch ein Krafttier von jemand anders dazu rufen kann. Er sagt, dass das ok ist und eine Antilope erscheint und legt sich zu mir. Es ist das Krafttier von „XY“ und ich solle es auch so nennen. Nach einiger Zeit hat die Bestie dann alles in meinem Bauch gefressen und sieht mittlerweile schrecklich aus. Das Zeug hat anscheinend entfernt werden müssen.
Die Antilope verschwindet. Das Firmament besteht nun aus einer Vielzahl von tierartigen, bedrohlichen Wesen, welche aber alle vom Jaguar kontrolliert und zurückgehalten werden.
Ich liege einfach da und der Affe Lars und nun auch der schwarze Jaguar sind neben mir. Ich frage den Jaguar, ob ich ihn berühren darf, darf es aber nicht, da ich dies nicht überstehen würde. Nach weiterem Bitten darf ich den Schwanz berühren – das Fell des Jaguars besteht nicht aus Haaren sondern aus schwarzen Kristallnadeln. Der Jaguar verschließt nun meinen offenen Bauch, legt zuvor noch einen Funken Licht hinein und sagt mir, dass ich vorsichtig mit der Wunde umgehen soll. Ich hoffe, dass es nun vorbei ist aber mein Krafttier sagt mir, dass es noch weitergeht. Das versuche ich aber zu verweigern und lege mich zum Schlafen hin. Gleich darauf muss ich mich jedoch übergeben. Ich denke wieder, dass es nun vorbei sein müsste – und Lars der Affe sagt wieder „nein“. Ich sitze nun halb aufrecht und mein linkes Bein beginnt sehr stark zu kribbeln und wird dann stark zusammengepresst und schmerzt. Ich muss mich wieder übergeben und sofort hören die Empfindungen im Bein auf. Auch das alles hat anscheinend aus mir raus müssen. Den Eimer entleere ich ins WC und betrachte mit einer Portion Verachtung, wie alles im Ablauf verschwindet. Lars ist mitgekommen und sagt mir lachend, dass alles so passiert wie es soll und nicht wie ich will. Eine Stimme erklärt mir, was die Bestie aus mir gefressen hat und was ich eben runtergespült habe.
Ich gehe wieder zurück und bin mir sicher, dass ich für heute fertig bin. Mein Bauch fühlt sich wunderbar, leer und weich an. Lars sagt mir, dass ich noch nicht fertig bin. Da protestiere ich, sage dass ich nicht mehr will. Doch der Jaguar sagt mir, er wolle mir nur noch zeigen, was morgen kommen würde. Ich willige ein.
Also nimmt der Jaguar meinen linken Arm und hackt mir die Hand ab. Das scheint für alle – auch mein Krafttier – normal zu sein. Der Jaguar bläst in meine abgehackte Hand und Asche fliegt davon und wie Kohle beginnt die Hand zu glühen. Dann fügt der Jaguar meine Hand wieder an den Arm an. Mein Affe Lars sagt mir wieder lachend, dass alles so passiert wie es soll und nicht wie ich will.
Dann stelle ich meine „Gedankenmühle“ an, um wieder raus zu kommen. Ich kann aber nicht sagen, ob das auch wirklich geklappt hat.
17.08.2018 – Ayahuasca-Ritual (20:00h)
Das Ayahuasca-Gebräu wird wie am Vortag gemeinsam eingenommen.
Gleich zu Beginn der Zeremonie rufe ich wieder mein Krafttier. Lars der Affe kommt und teilt mir mit, dass er sich noch eine Banane holen würde und verschwindet wieder. Auch das Krafttier von „XY“ meint, es könnte heute nicht dabei sein.
Nach einer Stunde wird wieder ein Schuss Ayahuasca nachgetrunken. Ich bitte den Spirit von Ayahuasca wieder zu mir zu kommen und erlaube ihm ausdrücklich, alles zu machen was er für nötig empfindet. Außerdem verspreche ich, dass ich diesmal zum Schluss nicht abzubrechen versuche.
Eine Stimme sagt mir, dass es erst „losgehen“ würde, wenn die Musik endet. Und so ist es auch. Ich bin also scheinbar ohne Krafttier. Allerdings nehme ich rechts hinter mir eine Frauengestalt wahr. Sie legt mütterlich ihre linke Hand auf meine Schulter. Ich habe allerdings kein Bedürfnis, sie zu fragen, wer sie sei. Die optische Szenerie ist diesmal viel weniger plastisch oder besser gesagt „ausgestaltet“ und auch viel dunkler. Diverse Tiere kommen bei mir vorbei – sie sind viel größer als ich – und auch die Bestie, die aus meinem Bauch gefressen hat, ist dabei. Es passiert allerdings nichts. Dann begreife ich plötzlich, dass ich heute alles selbst tun muss. Also reiße ich meinen Bauch auf und beginne, selbst daraus zu fressen. Irgendwann ist alles weg, was weg muss. Ich bin zufrieden und lege mich hin – dann weiß ich sofort, dass es noch nicht vorbei ist. Mir ist eiskalt und ich frage, ob man es nicht wärmer machen könnte. Ein Eisbär kommt und sagt, dass ich durch die Kälte gehen muss, bevor es warm werden kann. Also versuche ich – wie am letzten Abend bei der „Generalprobe“, die schwarze Masse in den Kübel zu übergeben – ohne Chance. Die Frauengestalt hinter mir ist nun nicht mehr freundlich. Ich bemerke, dass ihre Hand in meine Schulter hineingewachsen ist. Je mehr ich mich erfolglos bemühe, die schwarze Masse aus meinen Eingeweiden loszuwerden, desto rasender wird die Frau. Sie zerdrückt meine Schulter sodass die Knochen splittern und stößt mich plötzlich fort.
Der Ort an dem mich das wildgewordene Wesen gestoßen hat, ist die vollkommende Dunkelheit und erdrückende Einsamkeit. Ich weiß, dass ich die schwarze Masse in mir loswerden muss, um überleben zu können. Ich würge also wieder und wieder hoch und jedes Mal, wenn ich schon glaube, es klappt, wird die schwarze Masse so groß, dass ich sie nicht herausbekomme. Irgendwann gebe ich auf und finde mich damit ab, dass ich der Dunkelheit zufalle. In diesem Moment erinnere ich mich, dass am Vortag der Jaguar einen Funken Licht in meinen Bauch gepflanzt hat. Ich finde ihn und klammere mich daran und bin nicht mehr bereit, ihn loszulassen.
Da erkenne ich, dass durch meine Lage mein Ego auf ein kleines Nichts zusammenschmilzt und dafür die Seele Platz bekommt. Wie in einer Gleichung ist die Summer von Seele und Ego ein Ganzes. So wie mein Ego schrumpft verkleinert sich auch die schwarze Masse in mir. Ich kann diese nun leicht in den Kübel übergeben. Es ist physisch nur eine ganz kleine aber doch erleichternd schwarze Menge. Und ich weiß, dass dieses trotzdem ein Teil von mir ist und ich Acht geben muss, ihn nicht zu groß werden zu lassen. In diesem Augenblick holt mich das weibliche Wesen – nun wieder ganz sanft, nachsichtig und stützend – zurück und ist bei mir. Auch der Affe Lars setzt sich jetzt neben mich und verspeist seine Banane.
Nun finde ich es passend, das weibliche Wesen zu fragen, wer sie sei. Sie zeigt mir einen Altar von Mike (ich weiß nicht sicher, ob es diesen Altar auch physisch gibt) mit zwei Statuen darauf. Eine glimmt wie ein Rauchopfer und sie meint, das wäre sie. Ich sehe sie nun an – ein grünschimmerndes Wesen. Es ist die meiner Empfindung nach die Erde selbst oder die schöpfende Erdgöttin. Ich persönlich meine, dass sie auch der Mond wäre.
Ich weiß, dass es noch nicht vorbei ist und ringe mich durch, den Kübel zum WC zu transportieren. Da es nun auf allen Seiten losgeht entleere ich ihn nicht sofort sondern kann ihn mit allem in mir befüllen. Danach fällt mir auf, dass ein maskenartiges Gesicht im Kübel schwimmt, das ich zuvor rausgekotzt haben muss. Und mir fällt ein, dass ich noch nicht fertig bin. Ich habe kein Messer oder Axt bei mir – also nage ich mir die linke Hand ab, blase sie aus wie es mir der Jaguar am Tag zuvor gezeigt hat, sie glüht wieder und ich mache sie wieder an den Arm dran. Ich sinke ein wenig zusammen, um mich auszuruhen und der immer noch volle Kübel steht darunter. Plötzlich befiehlt mir das weibliche Wesen mit schneidender Stimme, sofort die linke Handfläche vom Kübel wegzudrehen. Ich mache die Augen auf und sehe, dass das im Kübel schwimmende ovale Gesicht immer größer wird und aus dem Kübel heraus in meine Hand eindringen will. Ich drehe die Hand um, und übergebe letztendlich den Inhalt der Kübels dem Abguss. Diesmal ist kein triumphierendes Gefühl dabei – das Ego ist anscheinend immer noch klein. Ich bedanke mich bei der Masse, dass sie dagewesen ist und auch dafür, dass sie nun geht. Dann kommt die Spülung zum Einsatz.
Zurück auf meinem Platz lege ich mich hin. Nach einem kurzen Moment weiß ich, dass ich noch nicht fertig bin. Ich verkrieche mich unter meiner Decke und rolle mich ein. Das Frauenwesen ist immer noch bei mir. Sie fragt mich, ob ich meinen Teil, den ich vor langer Zeit von mir getrennt habe, wieder haben möchte.
Die Entscheidung kann völlig frei von mir getroffen werden und ich habe nicht das Gefühl, dass eine davon als besser oder schlechter gewertet werden könnte oder würde. Ich entscheide mich dafür, meinen abgespaltenen Teil wieder anzunehmen. In meiner linken Handfläche befindet sich nun ein offenes Auge. Ich kann über meinem Kopf streichen und einen seltsamen Belag entfernen. In diesem Augenblich schwebt ein filigranes „Luft“-Gefäß beim Fenster herein – es ist ein vollkommend physisch realer Eindruck egal ob ich die Augen offen oder geschlossen habe – und ich kann dort alles Überflüssige hineinwerfen. Zum Schluss gebe ich das Auge an eine Frau, welche ein Regallager betreut. Sie gibt das Auge in das „richtige“ Fach und alles hat seine Ordnung. Nun fühle ich mich völlig befreit, leicht und warm. Mein Bauch ist leer wie noch nie und kribbelt und pulsiert sehr stark.
Ich frage noch, wie mein weiterer Weg aussehen wird. Die Antwort ist einfach – mein Weg wäre so wie ich entscheide. Und ich solle mit meinen Wünschen vorsichtig sein.
Die Erdgöttin zeigt mir, dass ich mich in die Tiere des Urwalds und der Nacht begeben kann und durch ihre Sinne die Welt erleben kann. Außerdem wird mir gesagt, dass ich nun die Bibliothek benützen kann, wobei ich den Sinn dieser Aussage nicht verstehe.
Ich hebe im Liegen meine Arme und sehe diese mit offenen Augen an. Die Haut schimmert und blau-grünlich leuchtende Zahlen und Symbole gleiten unablässig über und durch sie durch – es sieht aus wie eine endlose Matrix die entweder Mike oder Marcel tags zuvor beschrieben haben. Vollkommend entspannt und auch friedlich gleite ich dann weg wobei ich noch daran denke, auf einer schamanischen Reise in die untere Welt klären zu müssen, ob der Affe Lars immer noch mein Krafttier ist (er hatte bei der ersten Begegnung gemeint, er wäre „derzeit schon“ mein Krafttier). Und wenn ich mir hierüber im Klaren bin, möchte ich mich in der oberen Welt auf die Suche nach meinem geistigen Lehrer machen – so wie von Walpurga & Mike angeregt.
Im Nachhinein betrachtet scheint es mir, dass ich ab der Mapacho-Zeremonie am ersten Abend nicht mehr zur Gänze „ausgestiegen“ bin. Für den Tag zwischen den beiden Ayahuasca-Zeremonien bin ich mir recht sicher, dass dem so war.
Ich denke, dass die „Regie“ von Mike für die ganze dreitägige Zeremonie – zumindest für mich – perfekt war. Eine Ayahuasca-Zeremonie wäre zuwenig, drei wären mir zuviel gewesen. Die Gespräche und Vorträge mit und von Walpurga und Mike untertags und die aufliegende Literatur unterstützen den Prozess meiner Meinung nach wirklich gut. Und ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass irgendetwas außer Kontrolle geraten könnte.
Abschließend erinnere ich mich daran, dass ich mir in der zweiten Nacht in der längeren Zeit am WC gesagt habe, „nie wieder“ Ayahuasca zu mir zu nehmen. Gleichzeitig habe ich aber gewusst, dass das nur für den gegenwärtigen Augenblick Gültigkeit besessen hat.